Heute, am 25. November, ist der Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen. Seinen Ursprung hat der Tag in Lateinamerika. 1960 wurden die Revolutionärinnen, die Schwestern Marbal, auf Geheiß des dominikanischen Diktators Rafael Trujillo entführt und ermordet. 1981 wurde daher der 25. November bei einem Treffen lateinamerikanischer und karibischer Feministinnen zum Gedenktag für die Opfer von Gewalt an Frauen ausgerufen. 1999 wurde er dann von der UN zum internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen erklärt.

Heute ist er ein Gedenktag, aber Gewalt, spezifisch gegen FLINTA , ist immer Realität. Es wird nach wie vor oft verharmlosend und beschönigend von „Beziehungstaten“ oder „Eifersuchtsdramen“ gesprochen, wenn es eigentlich um gezielten Mord an FLINTA , geht. Schöne Phrasen. Sie werden aber nach wie vor in den deutschen Medien gebraucht. Zu Unrecht finden wir. Sie gehen völlig am Problem vorbei.

2019 starben 117 FLINTA durch die Hand ihres (Ex-)Partners. Das bedeutet, dass jeden dritten Tag eine FLINTA sterben musste, weil wir als Gesellschaft die Augen vor einem Problem verschließen, dass mehr als die Hälfte der Bevölkerung betrifft. Die Zahl der versuchten Tötungen ist dabei noch bedeutend höher. 301 FLINTA mussten 2019 erleben, was es heißt, wenn ein anderer Mensch ihr nach dem Leben trachtet. Die Taten blieben hier zwar beim Versuch, sie hinterlassen aber dennoch auch Spuren, die einen Menschen ein ganzes Leben begleiten können. Jeden dritten Tag ein Mord, jeden Tag ein Versuch und jede Stunde wird eine FLINTA körperlich misshandelt. An dieser Stelle muss betont werden, dass die Statistik nur den cisgeschlechtlich und binär gedachten Begriff „Frau“ verwendet und keine Trans*Personen einschließt. Nicht jede Transfrau ist als solche dokumentiert und nicht jede als Frau in den Statistiken erwähnte Person ist tatsächlich weiblich, sondern könnte nichtbinär oder trans*männlich sein. Es muss deshalb davon ausgegangen werden, dass die tatsächlichen Zahlen deutlich höher sind, sind Transfrauen in dieser Schnittstelle doch die am meisten von Gewalt betroffene Gruppe, insbesondere Transfrauen of Color.

Die Zahlen steigen. Stetig. Wieso wird also immer noch am Problem vorbeigeredet? Wieso es als „Beziehungstaten“ bezeichnen, hübsch versteckt und nicht als das, was es ist? Ein Mord an einer FLINTA, weil sie eine FLINTA ist. Ein Femizid, um das deutsche Wort zu verwenden oder „Opfer geschlechtsspezifischer Gewalt“. Ein Gedenktag und ein Aktionstag. Ein Tag, an dem wir uns bewusst werden müssen, dass Gewalt spezifisch an FLINTA ein gesamtgesellschaftliches Problem ist. Nicht irgendwo und irgendwer, sondern ganz nah an uns allen. Wir alle sind in der Verantwortung, etwas zu unternehmen, wenn wir etwas sehen und wir sind auch in der Verantwortung, ganz genau hinzuschauen.

Vor allem bei einem so totgeschwiegenen, verharmlosten Teil unserer aller Leben. Ein Tag des Gedenkens. Ja. Aber vor allem ein Tag der Aktion. Des aktiv Werdens. Des aktiv Denkens.